Politisches Marketing mit wenig Bodenhaftung

Das Gütesiegel „Kinderfreundliche Kommune“ in Wachtberg

Wachtberg gilt als lebenswerte Wohngemeinde gerade für junge Familien. Der Bevölkerungsanteil Unter-18-Jährige liegt in Wachtberg bei 18,9 %, im Schnitt von NRW bei 17,2 %, im deutschen Schnitt bei 16,9 % (www.wegweiser-kommune.de 2022). Eine relativ günstige Situation der Gemeinde in unserem alternden Land und ein Ansporn, weiter viel für Kinder, Jugendliche und Familien zu tun. Wir halten unsere Kitas, Schulen und Sportanlagen auf einem ziemlich guten baulichen Stand und es gibt seit langer Zeit eine funktionierende, motivierte Kinder- und Jugendarbeit in der Gemeinde.

Die Verwaltung schlug 2023 vor, das Siegel ‚Kinderfreundliche Kommune‘ anzustreben. Es wird vom Verein ‚Kinderfreundliche Kommunen e. V.‘ verliehen, der vom Bundesfamilienministerium mitfinanziert wird. Das Projekt erschien als gute Möglichkeit, die Kinder- und Jugendförderung in der Gemeinde einmal auf den Prüfstand zu stellen und von außen betrachten zu lassen.

Nunmehr liegt dem Gemeinderat eine Maßnahmenliste vor, die bei positivem Beschluss zur Erlangung des Siegels führen soll. Dieses Maßnahmenpaket lehnen wir als FDP ab. Wir sehen da Formalisierung, Bürokratisierung, Politisierung, Anspruchshaltung. Kinderrechte sollen in die Hauptsatzung der Gemeinde geschrieben werden – was ist der Gewinn? Der Stellenplan soll um eine Stelle (Teilzei) des Kinder- und Jugendbeauftragten erweitert werden – eine Aufgabenbeschreibung fehlt. Der Jugendrat soll wiedererstehen - aber er wurde erst 2023 wegen Leblosigkeit eingestellt - was hat sich geändert? Dann sollen ‚Bezüge zwischen dem Klimaschutzkonzept bzw. dem Klimaneutralitätskonzept der Gemeinde und der Kinderfreundlichen Kommune herausgearbeitet‘ werden – ist da ein naheliegender Zusammenhang? Kosten sollen im Haushaltsplan genannt werden – der Haushaltsplanentwurf 2025 liegt aber nicht vor – schon das ein klarer Grund, hier auf die Bremse zu treten.

Demgegenüber gäbe es andere sinnvolle und konkrete Ziele für Kinder und Jugendliche in Wachtberg, z.B. über Smartphonenutzung in den Wachtberger Schulen nachzudenken oder nachträglich, für denkbare Folgefälle, die Auswirkungen von Kita- und Schulschließungen während Corona auf Kinder, Jugendliche und Familien aufzuarbeiten. Auf das teure Zertifikat ‚Kinderfreundliche Kommune‘ sollten wir erst einmal verzichten.